
Gegneranalyse: Borussia Dortmund II
Am Samstag trifft die SGD am 7. Spieltag der 3. Liga auf die zweite Mannschaft des BVB aus Dortmund – eine junge Mannschaft mit vielen spannenden Eigenschaften, sowohl auf individueller als auch kollektiver Ebene. Wir schauen uns hier in der Vorschau einmal genauer an, was den kommenden Gegner ausmacht.
Kontext, Denkweise, Grundordnung, Personal
Bei einer zweiten Mannschaft denkt man Fußball naturgemäß etwas anders als beispielsweise hier in Dresden. Dort geht es schließlich hauptsächlich und primär darum, die vorhandenen Einzelspieler so gut es geht weiterzuentwickeln. Denn idealerweise lande davon vielleicht fünf oder sechs Jungs in den kommenden Jahren in der Bundesliga.
Dementsprechend besteht der Kader des BVB II auch aus sehr vielen jungen Talenten, die mit verschiedensten kulturellen und fußballerischen Hintergründen ein Team formen. Neben einigen erfahrenen Führungsspielern, vereinzelten soliden Positionsspielern gibt es also wirklich viele, die in den obersten Talentkategorien anzusiedeln sind. Da geht die Prognose dann nicht Richtung 2. Bundesliga, sondern eben vermehrt auch bis in die Champions League.
Diese Spieler haben dann natürlich auch stets einige sehr deutlich herausstechende Waffen. Sei es ein variantenreiches 1v1 oder eine brutale Physis – die Anlagen sind bei vielen Spielern äußerst vielversprechend. Gleichzeitig fehlt ihnen in vielen Fällen noch eben jene Reife, diese Anlagen konstant effektiv auf den Platz zu bringen. Das wiederum rückt dann zudem vermehrt die paar wenigen Schwächen in den Fokus, die jeder Spieler irgendwo hat. Zumal die naturgemäß hohe Kaderfluktuation diesem eher schädlich ist.
Dementsprechend ist auch die Dortmunder Zweitvertretung individuell und kollektiv äußerst spannend, agiert in vielen Phasen jedoch auch noch sehr wild. So spiegeln die bisherigen Ergebnisse dieser Saison nicht unbedingt das wieder, was diese Mannschaft eigentlich zu leisten imstande sein kann. Während Dynamo also sehr auf Ersteres Acht geben muss, bietet Letzteres durchaus größere Angriffsflächen.


Muster im organisierten Ballbesitz
Mit dem Ball versucht Trainer Christian Preußer beim BVB, seine Mannschaft mit allgemein-gültigen Prinzipien so anzuleiten, dass diese innerhalb derer Grenzen die überragenden Waffen der Einzelspieler flexibel und individuell zum Einsatz bringen kann.
Spieleröffnung und Spielaufbau laufen dabei grundsätzlich entweder aus einer 3+1- oder 4+1-Staffelung. Dabei positionieren sich die Spieler in erster Reihe sehr flexibel in die Schnittstellen des gegnerischen Pressings, wobei insbesondere dem kompletten, aber unerfahrene Ankersechser Kamara eine aktive Rolle im Freilaufverhalten zufällt. Das restliche Personal schiebt derweil flexibel in höhere Zonen, sodass wahlweise 415- oder 316-ähnliche Gesamtstaffelungen entstehen. So wird die gegnerische Kette in Breite und Tiefe gebunden.
Hauptsächlich gibt es beim BVB II dann zwei grobe Muster im Spielaufbau und -übergang. Zunächst sucht man stets den Weg durchs Zentrum. Durch flexibles Positionsspiel und aktives Freilaufverhalten soll der Ankersechser so freigespielt werden, dass er aufdrehen kann. Das hohe Personal agiert flexibel und bietet immer wieder gegenläufig tiefe und kurze Optionen an. Kann der Sechser aufdrehen, hat er so entweder die Möglichkeit direkt einen Tiefenlauf eines Angreifers zu bedienen oder kann einen sich zwischen den Linien in der Schnittstelle anbietenden Mitspieler finden. Letzterer könnte ebenfalls aufdrehen, aufs Tor dribbeln und den Tiefenball oder den Abschluss suchen. Diese Art Aktion setzt der BVB meist wirklich effektiv um, da man zahlreiche gute Tiefenläufer (Njinmah!) und Zwischenlinienraumspieler (Eberwein) hat. Einziges Problem ist, dass im Aufbau häufig das Rhythmusgefühl und in vorderer Linie die Genauigkeit im Positionsspiel fehlt. So passt teils das Timing der verschiedenen Mitspieler nicht zueinander und viele unvobereitete Angriffe können genau deshalb nicht effektiv zu Ende gespielt werden.


In der Chancenerarbeitung geht es dem BVB also stets darum, mit Tempo auf die Ketten des Gegners zu laufen zu können. Von dort soll und wird der direkte Weg aufs Tor gesucht. Ab und an muss man zwar auch im letzten Drittel auf den Flügel ausweichen – doch auch dann bieten die zahlreichen Angreifern eine gefährliche Boxbesetzung. (Wenngleich auch hier wieder die Wildheit als einziges Problem im Bereich der Umsetzung zu nennen ist. Teils stimmen Raumbesetzung und Timing nicht, sodass vielversprechende Ausgangssituationen verpuffen.)
Muster im Pressing
So direkt das Ballbesitzspiel des BVB ausgeführt wird, so intensiv ist dessen Pressing. Gleich in welcher Struktur verteidigt man stets mit einem offensiven Grundgedanken und hoher Intensität und Aggressivität. Meist spielt man dabei komplett Mann gegen Mann. Teils entstehen auf Basis dessen auch 433-artige Staffelungen im Angriffspressing, wobei der Gegner auf eine Seite gelenkt und dort zugeschoben wird. Zieht man sich ballfern aufmerksam zurück, hat man so zumindest in letzter Linie einfache Überzahl.


Dazu kommt außerdem, dass insbesondere das Dortmunder Anlaufen in vorderster Front nicht immer sauber ausgeführt wird. Diese Wildheit kann dann doch nicht immer durch die hohe Intensität der Dortmunder Verteidiger aufgefangen werden. (Zumal auch einige davon wiederum noch etwas unreif im Zweikampfverhalten agieren und so beispielsweise viele Standards verursachen.)
Muster in den Umschaltphasen
Dennoch bringt der BVB auch im Umschalten nach Ballverlust eine sehr hohe Intensität auf den Platz. Dabei hilft die mutige, weil hohe und enge Staffelung in Ballbesitz, wo beispielsweise auch die Halbverteidiger weit hoch schieben. Bei Ballverlust schieben insbesondere dese mutig und wuchtig hoch, um dem Ballführenden Druck zu geben und dessen Optionen zu schließen. Gelingt es dem Gegner jedoch, das Gegenpressing zu überspielen, steht der BVB meist sehr riskant 1v1 auf der letzten Kette.
Nach Ballgewinn schaltet der BVB derweil sehr schnell um, um ähnlich wie im organisierten Ballbesitz in kürzester Zeit mit Dynamik auf das gegnerische Tor zugehen zu können. Der erste Blick geht stets tief, sofort werden Tiefenläufe angeboten. Auch hier klappt weiterhin das „Kommen und Gehen“, also das Arbeiten mit gegenläufigen Bewegungen intuitiv und damit letztlich gefährlich.
Fazit
Alles in allem hat der BVB durchaus einige wirklich große Waffen. Mit hoher Intensität und geradlinigem Denken in Ballbesitz können die Dortmunder dem Gegner in jeder Spielphase weh tun. Gleichzeitig müssen sie das aber auch konstant auf den Platz bringen.
Aus Dynamosicht mag diese Einschätzung Dejá-Vù-Gefühle hervorrufen. Letztlich wird für das Spiel am Samstag also vor allem entscheidend, wer dem jeweiligen Gegner durch ein selbstbewusstes und stabiles Auftreten das eigene Spiel besser aufdrücken kann. Gelingt das Dynamo, hat man auf Dresdner Seite ebenfalls verschiedenste Waffen, die zweite Mannschaft des BVB zu schlagen.