
André Gubsch
1. Was sind Deine Beweggründe Dich wieder zur AR-Wahl zu stellen und welchen speziellen Beitrag möchtest Du in den Aufsichtsrat einbringen?
Ich habe mich vor drei Jahren aus der Motivation heraus für den AR beworben, um unseren Verein aktiv mit zu gestalten. Durch die Bewerbung vor drei Jahren konnte ich wertvolle Kontakte im Verein knüpfen und mich in der Fangemeinschaft Dynamo einbringen. Auch als Nachrücker in den aktuellen AR konnte ich mich in einer schwierigen Zeit in die vielfältigen Themen einarbeiten. Mein Wissen und meine Erfahrungen im Bereich der Mitarbeiterführung und Leitung eines Unternehmens im operativen Geschäft möchte ich sehr gern auch weiterhin in den AR einbringen.
2. Was kann bzw. muss der Aufsichtsrat Deiner Meinung nach an seiner Arbeit verändern, um seiner Kontroll- und Überwachungsfunktion noch besser gerecht zu werden?
Der AR, wie ich ihn in den letzten Monaten kennen gelernt habe, arbeitet sehr vertrauensvoll zusammen. Allerdings ist auffällig, dass sich der AR viele Informationen, die für eine Kontrolle der GF ́s notwendig sind, immer mühselig erarbeiten muss. Hier muss aus meiner Sicht eine noch stringenter Berichtspflicht der Geschäftsführung eingefordert werden. Das bedeutete nicht, dass noch mehr berichtet werden muss, sondern eher zielgerichteter, konkreter, schneller und auch pro aktiver.
3. Welche Ämter begleitest Du noch außerberuflich?
Ich bin noch im Förderverein Medizinrecht der Dresden International University als Schatzmeister tätig (https://www.foerderverein-medizinrecht.de/der-verein/). Weiter bin ich in der Fangemeinschaft Dynamo e. V. als Revisor gewählt.
4. Welche Meinung hast du zu unserer Vereinsstruktur? Wo siehst Du Änderungsbedarf?
Unsere Vereinsstruktur steht auf dem belastbaren Fundament der Satzung und der Mitgliederversammlung. Für mich ist die Struktur gesetzt, mit allen Vor- und Nachteilen. Eine Änderung in der strukturellen Ausrichtung des Vereins sehe ich nicht. Innerhalb unsere Vereinsstruktur ist es dann schon überlegenswert, ob wir mit zwei oder drei Geschäftsführern agieren, ob ein Sportgeschäftsführer eingesetzt werden muss oder ein Sportdirektor und wie die „zweite“ Reihe (also Abteilungsleiterebene) für die Zukunft aussehen sollte/muss.
5. Wie siehst Du die künftige sportliche Entwicklung unseres Vereins?
Die sportliche Entwicklung der letzte Zeit ist bei weitem nicht zufriendenstellend. Grundsätzlich muss die Mannschaft aus einer Mischung von jungen und etablierten, gestandenen Spielern bestehen. Hier gehört sicher auch eine gewisse Kontinuität des Kaders dazu, das zeigt die aktuelle Drittligasaison recht deutlich. Die Durchlässigkeit vom Nachwuchsbereich in den Profikader ist grundsätzlich gegeben, aktuell wurden sechs Nachwuchsspieler mit Profiverträgen ausgestattet. In der letzten Saison konnte, nach dem Ausfall von Leistungsträgern, die sogenannten zweiten Reihe ihre Chance sich im Kader zu positionieren nicht nutzten.
Wir müssen für die Zukunft folgende Fragen beantworten:
- Wie schaffen wir es die Spieler schnell an das „Klima“ der SGD zu gewönnen?
- Wie machen wir die Spieler stressresistenter für das Umfeld der SGD?
- Wie schaffen wir es die Spieler körperlich und spielerisch zu verbessern und warum gelingt uns das seit Jahren nicht?
6. Wie würdest Du Dich verhalten, wenn ein Großsponsor bei Dynamo einsteigen wollte?
Das Thema Großsponsor birgt immer die Herausforderung, dass dieser wahrscheinlich in einem gewissen Umfang Einfluss im Verein haben möchte. Das untergräbt dann ggf. ein stückweit unsere Vereinsstruktur, daher bin ich bei diesem Thema eher skeptisch und setze lieber auf den regionalen Mittelstand als breiten Sponsorenpool. Auch wenn dies in der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Lage der Unternehmen nicht einfacher wird den Sponsorenpool auszubauen.
7. Welche Vorteile oder Nachteile siehst Du aufgrund Deines Standpunktes, wenn Gremienmitglieder politisch aktiv sind bzw. für Parteien arbeiten? Welche Erfahrungen hat der Verein bisher damit gemacht?
Zur Netzwerkbildung und Lobbyarbeit können Erfahrungen in das aktive politische Geschäft sinnhaft sein, die Arbeit im Gremium sollte sich dann aber deutlich von der jeweiligen Parteipolitik abgrenzen. Auch muss eine politische Profilierung auf dem „Rücken“ der SGD ausgeschlossen werden. Weiter sollte hier noch einmal zwischen gesellschaftlichen politischen Handeln und Parteipolitik unterschieden werden. Parteipolitische Einflussnahme über die Gremien der SGD sehe ich kritisch. Einen intensiven Austausch mit der Kommunal- und Landespolitik durch die Gremien halte ich für notwendig.
8. Die neuen Lizenzierungsrichtlinien der DFL berücksichtigen künftig die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien. Welche dieser Kriterien sollten für die SG Dynamo Dresden im Falle eines Wiederaufstiegs im Vordergrund stehen?
Die Nachhaltigkeitsrichtlinie tritt zum 01.01.2023 in Kraft. Die Kriterien teilen sich in drei Bereiche auf. 1. Clubführung und Organisation, 2. Umwelt und Ressourcen, 3. Anspruchsgruppen. Zu jeder dieser dieser Themengebiete gibt es insgesamt 23 Unterthemen. Insgesamt gibt es 39 Mindestkriterien die in Mindestkriterien I, II und erweiterte Kriterien eingeteilt sind. Die Mindestkriterien I (Bsp.: Nachweis eines Verhaltenskodex, Nachhaltigkeitsberichte, Mobilitätsanalyse, Ganzheitliches Gesundheitskonzept, Fandialoge) werden im Jahr 2023 lizenzrelevant, die Mindeskriterien II sind 2023 zunächst optional. Die erweiterten Kriterien werden aktuell erarbeitet. Im Jahr 2024 werden die Mindestkriterien I und II lizenzrelevant und damit verpflichtend – entweder müssen diese erfüllt sein oder beantwortet. Die einzelnen Unterthemen und Mindestkriterien sind als Download (PDF) nachzulesen.
9. Vor dem Hintergrund der Mietzuschüsse und der Stadionverträge, wie sollte die Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Dresden künftig ausgestaltet werden?
In der Frage 7 wurde das Thema schon kurz angeschnitten, der intensive Austausch zur Kommunalpolitik muss etabliert sein und sollte auch außerhalb der GF, also über die Gremien, mit den Akteuren der Stadt stattfinden. Zumal sich auch für Projekte, zum Beispiel mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden, Synergien für die SGD und die Stadt Dresden ergeben können. Eine Zusammenarbeit kann gut bei Themen wie Mobilitätskonzepte rund um das Stadion und nachhaltige Energiegewinnung passen. Vor allem die schon angesprochenen und vorgeschriebenen Nachhaltigkeitskriterien bieten hierfür eine Basis für eine kooperative und innovative Zusammenarbeit.
10. Was sind die drei größten Problemfelder des Vereins? Skizziere kurz, wo Du entsprechende Lösungen siehst?
Zu allererst muss erwähnt sein, dass die SGD gut und wirtschaftlich solide aufgestellt ist und mit diesem breiten Fundament gut durch die zurückliegende Pandemie gekommen ist.
Baustellen innerhalb des Vereins sehe ich in der aktuellen Trennung zwischen dem kaufmännischen und dem sportlichen Bereich. Beide Bereiche müssen, unter enger Einbeziehung der Akademie/des Nachwuchses, wieder gemeinschaftlich und verständnisvoll zusammen arbeiten. Hier gilt es auf allen Ebenen zu schauen wie eine solche Zusammenarbeit aussehen kann, auch unter der aktuellen räumlichen Trennung der Mitarbeiter. Eng damit verbunden sehe ich die Aufgabe die Kommunikation innerhalb des Vereines wertschätzender zu gestalten. Einen Ansatz (Handwerkszeug) den ich persönlich vertrete, ist die Einführung von internen Workshops zur gewaltfreien (wertschätzenden) Kommunikation für jeden Mitarbeiter des Vereins – das Ehrenamt nehme ich hierbei nicht aus.
Eine weiteres Aufgabenfeld liegt in der Analyse der Entwicklung der Kaderspieler in der ersten Mannschaft. Ziel muss die Verbesserung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Spieler sein. Die Auswahl der einzelnen Spieler und die Zusammenstellung des Mannschaftsgefüges muss einer Spielstrategie folgen, an der sich die Profimannschaft orientieren und entwickeln kann und das unabhängig von dem jeweiligen Trainer. Weiterführend kann dann diese Spielidee schon im Nachwuchsbereich zur Anwendung kommen und sich so etablieren.