
Stefan Mehnert
1. Was sind Deine Beweggründe Dich zur AR-Wahl zu stellen und welchen speziellen Beitrag möchtest Du in den Aufsichtsrat einbringen?
Ich bin 42 Jahre alt und 30 davon mit ganzem Herzen Dynamo-Fan. Für mich gibt es bezogen auf den Fußball nur die Sportgemeinschaft. Der Verein ist ein Fixpunkt in meinem Leben, deshalb bin ich schon über 15 Jahre Mitglied. Jetzt ist es für mich an der Zeit, etwas zurückzugeben. In meinem Job habe ich umfangreiche Erfahrungen gesammelt, die auch Dynamo nützen könnten. Dieses Knowhow soll zum nachhaltigen Erfolg – sportlich und wirtschaftlich – beitragen, damit wir unsere ureigene DNA behalten, aber dennoch zukunftsfähig bleiben. Meine beruflichen Schwerpunkte liegen in der Unternehmensführung, im Merchandising, Ticketing und in der Vermarktung. Besonders beim Thema Merchandising kann ich mit meiner Erfahrung dem Verein beim Prozess der Übernahme der SG Dynamo Dresden Merchandising GmbH beratend zur Seite stehen.
2. Wie sollte der Aufsichtsrat aus Deiner Sicht die Geschäftsführung der SGD kontrollieren? Wo siehst Du Verbesserungsmöglichkeiten und welches unternehmerische Risiko sollten Geschäftsführer eingehen dürfen und welche nicht?
Prinzipiell sollten die Kompetenzen der einzelnen Geschäftsführer erweitert werden (Stichworte: 100.000 Euro bzw. Laufzeit von Verträgen 2 Jahre), so dass Entscheidungen zum Vereinswohl und für den sportlichen Erfolg flexibler, schneller und effizienter getroffen werden können. Die konkrete Ausgestaltung ist hierbei – insbesondere auch im Hinblick auf unternehmerische Risiken – mit den relevanten Beteiligten in den Vereinsgremien abzustimmen und zu vereinbaren. Zur konkreten Kontrolle der Geschäftsführung durch den Aufsichtsrat kann ich momentan noch keine Aussagen treffen, da ich die entsprechenden Instrumente erst kennenlernen muss, um Optimierungspotentiale auszumachen.
3. Viele Vereinsmitglieder sind sicherlich erstaunt, dass Du als Tour-Manager von Rammstein Zeit für den AR aufbringen willst und kannst, u.a. weil Du in Berlin lebst und arbeitest. Kannst Du uns dazu etwas mehr sagen und hast Du Dich darüber schon einmal mit unserem bisherigen AR-Mitglied Jürg Kasper ausgetauscht, welcher in Erfurt als Rechtsanwalt lebt und arbeitet?
Klarstellend: Ich bin nicht der Tour-Manager, sondern einer von zwei Businessmanagern / Geschäftsführern der unterschiedlichsten Firmen der Band. Ich habe mich im Vorfeld meiner Kandidatur insbesondere zu diesem Thema mit einigen Mitgliedern des aktuellen Aufsichtsrates ausgetauscht, weil mir bewusst war, dass genau diese Frage vielen nach meiner Kandidatur als erstes in den Sinn kam. Der Arbeitsumfang ist bei den Gesprächen sehr deutlich aufgezeigt worden. Im Endeffekt bin ich fest davon überzeugt, dass ich die auf mich zukommende Verantwortung vollumfänglich wahrnehmen und mit meinen beruflichen Verpflichtungen in Einklang bringen kann.
4. Welche Meinung hast du zu unserer heutigen Vereinsstruktur? Wo siehst Du Änderungsbedarf?
Ich hatte in den vergangenen Jahren diverse Kontakte mit unterschiedlichen Funktionsträgern und Beteiligten der SG Dynamo Dresden geknüpft. Dadurch habe ich Einblicke in die Vereinsstrukturen erhalten können. Allerdings ermöglicht mir dieser erste Überblick bislang keine umfassende Meinungsbildung zu etwaigen strukturellen Verbesserungsmöglichkeiten. Grundsätzlich trete ich für eine ausgewogene Balance zwischen mitgliedergeführtem Traditionsverein und notwendiger unternehmerischer Power ein. Die Kombination daraus soll es uns ermöglichen, den gemeinsamen Traum von der Bundesliga mittelfristig in die Tat umzusetzen.
5. Wie siehst Du die künftige sportliche Entwicklung unseres Vereins?
Das Ziel Bundesliga sollte nicht aus den Augen verloren werden, damit der Traum vom 100. Europacup-Spiel lebendig bleibt. Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, dass die sportliche Entwicklung unseres Vereins seit Jahren stagniert. Hierfür können einerseits strukturellen Defizite verantwortlich sein. Anderseits fehlen mir im Moment aber auch einfach Spieler, die gut genug, aber gleichzeitig auch Typen sind, die für Dynamo brennen, mit denen ich mich als Fan identifizieren kann, authentische Gesichter des Vereins. Daran müssen wir auf jeden Fall gemeinsam arbeiten.
6. Wie würdest Du Dich verhalten, wenn ein Großsponsor bei Dynamo einsteigen wollte?
Zunächst würde ich mich darüber freuen, weil dies eine Bestätigung für den Verein ist und es trotz aller aktuellen Herausforderungen unsere enorme Strahlkraft zeigt, die uns für Großsponsoren interessant macht. Allerdings bin ich ein großer Fan wirtschaftlicher Unabhängigkeit und diese würde ich beim Einstieg eines Großsponsor gefährdet sehen. Deshalb wäre genau zu überlegen, ob und wie eine derartige Zusammenarbeit mit den Grundsätzen unseres Vereins vereinbar wäre.
7. Welche Vorteile oder Nachteile siehst Du für den Verein, wenn Gremienmitglieder politisch aktiv sind bzw. für Parteien/Fraktionen arbeiten? Welche Erfahrungen hat der Verein Deiner Meinung nach bisher damit gemacht?
Solange die politischen Ansichten bei der Vereinsarbeit außen vor Bleiben und die Tätigkeit für den Verein nicht politisch instrumentalisiert wird, habe ich damit kein Problem.
8. Die neuen Lizenzierungsrichtlinien der DFL berücksichtigen künftig die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien. Welche dieser Kriterien sollten für die SG Dynamo Dresden im Falle eines Wiederaufstiegs im Vordergrund stehen?
Generell sollte Nachhaltigkeit immer ein Thema für Dynamo sein, damit auch unsere Kinder und Enkel sowie alle folgenden Generationen ein lebenswertes Umfeld vorfinden. Auch in der 3. Liga können aus meiner Sicht bereits heute relativ unkompliziert einige Schritte zur Verbesserung der Nachhaltigkeit unseres Vereinslebens und der sportlichen Bereiche angeschoben werden (z.B. Mehrwegsystem in der Gastro, nachhaltige Mobilität, etc.). Auch hierbei möchte ich meine Erfahrungen einbringen. Bei Rammstein haben wir alle Prozesse im Hinblick auf Nachhaltigkeitskriterien gemeinsam bewertet und umgehend Entscheidungen zur Umsetzung getroffen. Die Zielstellung war von vornherein klar: Was können wir zu morgen ohne Probleme ändern, um das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund zu rücken, und wie erreichen wir mittel- und langfristig die größtmöglichen Verbesserungen.
9. Vor dem Hintergrund der Mietzuschüsse und der Stadionverträge, wie sollte die Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Dresden künftig ausgestaltet werden?
Ich bin davon überzeugt, dass alle Beteiligten eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit wünschen. Nur das kann im Sinne der Stadt sowie des Vereins sein und daran sollte sich Dynamo bzw. der Aufsichtsrat und die Geschäftsführung auch messen lassen.
10. Was sind die drei größten Problemfelder des Vereins? Skizziere kurz, wo Du entsprechende Lösungen siehst?
Um eine konkrete Einschätzung zu den Herausforderungen, deren Priorisierung und daraus resultierender Lösungsansätze vorzunehmen, bedarf es eines tieferen Einblicks in die Vereinsstrukturen bzw. das Innenleben des Vereins. Aus meiner externen Sicht als Fan sind die Herausforderungen nicht nur vielfältig, sondern bestehen teilweise seit Jahren und scheinen offensichtlich nicht weniger geworden zu sein, z.B. wirtschaftlicher Aufwand vs. sportlicher Erfolg, Stadionverträge, Vereinsimage, Vereinsheim und nicht zuletzt Nachhaltigkeit, um nur einige der Baustellen aufzuzeigen. Diesen Herausforderungen müssen wir uns gemeinsam stellen, gemeinsam an Lösungen arbeiten und diese schlussendlich auch im Einvernehmen aller Gremien und Beteiligten gemeinsam umsetzen.